Chronik
Die Gründerjahre
Über der Vereinsgründung und den Gründerjahren liegt ein Schleier der Ungewissheit. Protokollbücher oder sonstige Aufzeichnungen aus dieser Zeit sind nicht mehr vorhanden. Wer bei der Vereinsgründung Pate stand, wo und an welchem Tag die Gründung stattfand, ist unbekannt. Das Gründungsjahr 1890 lässt sich jedoch aufgrund zahlreicher Eintragungen in dem Protokollbuch, das ab dem Tag der „Wiederbelebung“ des Vereins am 8. Februar 1925 exakt geführt wurde, schlüssig nachvollziehen. In diesem enthalten sind auch die Namen der Gründungsmitglieder Louis Haas, Karl Weis, Karl Jung sowie Karl Hollinger.
Erste Turnstunden fanden offenbar unmittelbar nach der Vereinsgründung statt, denn im Jahre 1902 ist von einer Einstellung des Turnbetriebes die Rede. Trotz eifriger Mitglieder und eines rührigen Vorstandes führten unüberwindliche Schwierigkeiten zu dieser Einstellung
Der Turnverein Schönenberg war offensichtlich keinem Dachverband zugehörig, da er nicht in den Statistiken der großdeutschen Turnerschaft der entsprechenden Jahre aufgeführt ist.
Wie in allen Vereinen ruhte während der Kriegsjahre 1914 bis 1918 der reguläre Turnbetrieb. Nach Kriegsende konnte er auch nicht unmittelbar wieder aufgenommen werden, da das Turnen von den Besatzungsmächten verboten war.
Die „Wiederbelebung“ des Vereins
Erste Lockerungen in der Turnsperre traten zu Beginn der 1920er-Jahre ein und führten im Jahre 1925 zu der erneuten Gründungsversammlung des TV Schönenberg.
Auf Einladung der beiden Herren Haas und Hauptlehrer König versammelten sich am 8. Februar 1925 um 14.00 Uhr nachmittags im Saale des Herrn Jung ungefähr 80 Turnfreunde, darunter auch der gesamte Gemeinderat von Schönenberg. In längeren Ausführungen legte der Versammlungsleiter, Hauptlehrer König, die große Bedeutung des Turnens, insbesondere für die Jugend, dar. Er führte ungefähr folgendes aus:
„Werte Turnfreunde, werdende Turner!
Wir sind hier zusammengekommen mit der Absicht, einen Turnverein zu gründen oder richtiger ausgedrückt, den ruhenden Verein aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Bei einem solchen Tun dürfen wir uns die Frage vorlegen: Was will eigentlich ein Turnverein?
Der Turnverein will die planmäßige Entwicklung der körperlichen Anlagen und Kräfte der Jugend zur Förderung der Gesundheit, der Gewandtheit und Frische der Bewegung. Die Erziehung zum Anstande, zur Aufmerksamkeit, zum freudigen Gehorsam und zur Entschlossenheit des Willens. Wer über einen kräftigem gewandten Körper verfügt, besitzt Zuversicht und Selbstvertrauen, Mut und Willensstärke. ‚Men sane in corpora sano est.’
Die Turnübungen und -spiele sind jedoch ohne bestimmte Regeln und Gesetze undenkbar. Diesen Gesetzen muss sich jeder unterordnen und die Regeln streng befolgen. Der Einzelne sieht sich nur als Glied des Ganzen. Das einzelne ‚Ich’ scheidet aus; in der Gesamtheit wird Arbeit geleistet für die Gesamtheit. Gesetzmäßigkeit und Gemeinsinn werden geweckt. Gegenseitige Hochachtung wird zur Quelle offenherziger Kameradschaft und Freundschaft.“
Über den Kerngedanken des Rütli-Schwurs aus Schillers „Wilhelm Tell“ zu der Frage „Ist ein Verein nötig?“, der Feststellung, dass ein Verein nur dann lebensfähig bleiben kann, wenn an der Spitze eifriger Mitglieder ein eifriger Vorstand steht, sowie dem Gedanken, zur Tatkraft der Jugend geselle sich die Erfahrung des Alters, erfolgte die Wahl der Vorstandschaft. Einstimmig und durch Zuruf wurde dabei der frühere Steuermann des Vereins, Louis Haas, zum ersten Vorsitzenden und Karl Weis zu seinem Stellvertreter gewählt.
Nach Mitteilung des ersten Turnwartes, Zoll-Assistent Wollmer, betrug die damalige Mitgliederzahl 103. Als Mitgliedsbeiträge wurden beschlossen: Zöglinge 10 Pfennige, Aktive 20 Pfennige, Passive 30 Pfennige. Die Aufnahmegebühr für Aktive betrug 1 Mark.
Als Turnlokal wurde vorgeschlagen die Kegelbahn von Jung und das Lokal von Streiff, wobei man sich auf erstere einigte, da der gewachsene Boden verschiedene Vorteile bot. Während der trockenen Jahreszeit stand ferner der Handballplatz im Peterseck zur Verfügung.
Noch im gleichen Jahr erfolgte der Anschluss des Vereins an den Glan-Lautertal-Gau, den Kreisverband Pfalz und die Deutsche Turnerschaft mit Sitz in Leipzig. Dem Eintrag in das Vereinsregister wurde zugestimmt.
In den Folgejahren bestimmten die Turner mehr und mehr das Vereinsgeschehen. Eine Damen- und eine Altherrenriege wurden gegründet und die Zahl der turnenden Knaben und Mädchen stieg ständig an. Turn- und Saalfeste sowie Faschingsbälle, Theaterabende und Christbaumfeiern trugen zur Förderung der Vereinsgemeinschaft bei. Daneben war der Verein nahezu auf allen Gau- und Kreisturnfesten erfolgreich vertreten.
Die turnerischen Erfolge beruhten vor allem auf der engagierten Tätigkeit von Fritz Keller und Rudolf Wollner (Oberturnwarte), August Schwitzgebel, Herrmann Frisch und Eugen Becker (Turnwarte) sowie der Vorturner Richard Bach, Herrmann Maurer, Kurt Jung, Liesel Koch und Friedel Weis.
Ein Höhepunkt im Vereinsleben war das 40-jährige Stiftungsfest, das am 1. Juni 1930 stattfand und mit der Weihe und Übergabe des neuen, auch heute noch benutzten Sportplatzes durch den damaligen Vorsitzenden, Hauptlehrer Alfred Schwarz, verbunden war. Dazu Schriftführer Ringsgwandl: „Der Festtag wurde mit einem Weckruf eingeleitet; ein schöner Tag brach auf, Haus um Haus war beflaggt und geschmückt. Ganz Schönenberg prangte im Festgewand.“
Bereits am Vormittag fanden die Wettkämpfe in den Disziplinen Zehnkampf (Ober- und Unterstufe) und Fünfkampf (Ober- und Unterstufe) statt, wobei sich Schönenberger Turner hervorragend platzieren konnten. Am Nachmittag marschierte ein Festzug aus 20 Vereinen, darunter viele mit Fahnen, umzäunt von vielen Zuschauern, von dem Vereinslokal zum Sportplatz. Dort sprach Zollinspektor Reindl in seiner Festrede über Sinn und Zweck des Turnens und Sportes, insbesondere über den Jahn-Gedanken. Anschließend erfolgte durch den Vorsitzenden Schwarz die Übergabe des Sportplatzes zur „Pflege und Stählung des Körpers und zur Bildung des Geistes“.
Nach den Grußworten des ersten Gauvorsitzenden Stein begannen anschließend die Handballspiele um den Pokal, den sich die Mannschaft aus Niedereisenbach mit einem 4:2-Sieg in der Verlängerung gegen die Mannschaft aus Gries sicherte. Der Festtag klang mit einem Vereinsball im Gasthaus Ruffing aus.
Im Rahmen dieses Festes wurden am 12. Juli 1930 im Saale Löhfelm die noch lebenden Gründungsmitglieder Karl Hollinger, Karl Weis und Karl Lang zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Im Verlaufe eines Geräte-Mannschafts-Kampfes zwischen dem TV Miesau und dem TV Schönenberg am 06.12.1931 trat erstmals seit seinem Bestehen das Pfeifer- und Trommlercorps des Vereins auf. Dieses Corps ging in dem Vereins-Spielmannzug auf, der am 17.01.1932 auf Antrag von Herrn Ringsgwandl gegründet wurde. Zum Kapellmeister wurde Zollassistent Anton Stempnik gewählt.
Im Spieljahr 1931/1932 erspielten sich die Aktiven der Handballmannschaft den Sieg in der Gruppe 2 der A-Klasse und somit den Aufstieg in die Bezirksklasse. Von der Jugendmannschaft wurden insgesamt 10 Pflicht- und 8 Freundschaftsspiele ausgetragen.
Ein weiteres prägendes Vereinserlebnis war die Fahnenweihe, die am 28.08.1932 in Verbindung mit gauoffenen Wettkämpfen und Gau-Mannschaftskämpfen stattfand. Mussten die am Morgen stattfindenden Geräte-Wettkämpfe aufgrund des Regens noch im Saale der Vereinswirtschaft Guth abgehalten werden, konnte das restliche Festprogramm bei strahlendem Sonnenschein auf dem Sportplatz stattfinden. Zu diesem marschierten am Nachmittag 22 Vereine, begleitet von dem Homburger Spielmannszug und dem Orchester des einheimischen Musikklubs.
Nach Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden Schwarz übernahm der Gauvertreter, Herr Maurer aus Homburg, die Fest- und Weiherede, in der er den Geist des Jahn’schen Gedankens würdigte. Zum Zeichen der Partnerschaft zwischen dem Turnverein 78 Homburg und zur Erinnerung an diesen ehrwürdigen Tag wurden gegenseitig Schleifen an die Fahnenspitzen geheftet. Als Fahnenjungfer fungierte Martha von Blohn, Fahnenträger war Herrmann Frisch.
Bei der Siegerehrung am Abend erhielten zahlreiche Turner der teilnehmenden Vereine aus Homburg, Lautzkirchen, Rammelsbach, Theisbergsteegen und Steinwenden ihre Preise.
Im selben Jahr wurde Herr Reindel aufgrund seiner Versetzung nach Aschaffenburg zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
Ebenfalls Ehrenmitglied wurden im Jahre 1933 der langjährige Rechner des Vereins, Georg Hüttner, für 42-jährige Zugehörigkeit zur deutschen Turnerschaft, sowie der langjährige Vereinsschriftführer Valentin Ringsgwandl vor seiner Versetzung nach Kufstein.
In der Monatsversammlung am 10. Juni 1933 brachte Herr Reindel nachstehenden Vorschlag ein, der einstimmig angenommen wurde: Der TV Schönenberg bildet, sobald es die Notwendigkeit verlangt, eine Fußballabteilung. Die gleichzeitig angeregte Gründung einer Fechtabteilung musste aus Kostengründen auf einen späteren Zeitpunkt zurückgestellt werden.
In der Monatsversammlung am 2. September 1933 wurde dann im Vereinslokal Guth beschlossen, dass die neu aufgestellte Fußballabteilung an den Pflichtspielen des DFB teilnimmt. Gleichzeitig wurden folgende neue Mitglieder (Fußballspieler) in den Verein aufgenommen: August Geimer, Alois Bubel, Jakob Schwarz, Albert Braun, Georg Hirsch, Andreas Geimer, Otto Lotschütz und Otto Hein. Zum Obmann für Fußball wurde Herrmann Schwarz und zum Spielführer Andreas Geimer berufen. Handball-Obmann wurde Erwin Becker und Spielführer Richard Moses.
In der selben Versammlung wurde der scheidende Oberturnwart Fritz Keller für seine großen Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt; seine Nachfolge trat August Schwitzgebel an.
Bereits im Jahre 1936 konnte die erste Fußballmannschaft des TV Schönenberg den Gruppen- und Kreismeister in der Kreisklasse 2 und damit den Aufstieg in die Kreisklasse 1 erreichen.
Die Handballmannschaft erreichte in der Bezirksklasse, Gruppe Ost Saar, einen hervorragenden dritten Platz u.a. gegen auch heute noch namhafte Mannschaften wie Niederwürzbach, Erbach, Saarbrücken, St. Ingbert, Neunkirchen und VT 61 Zweibrücken.
Diese sportlichen Erfolge führten auch dazu, dass der bisher benutzte Sportplatz durch Ankauf von angrenzendem Gelände vergrößert und neu hergerichtet werden musste. Mit einem Sportwerbefest am 16. August 1936 wurde der Platz seiner Bestimmung übergeben.
Sowohl die starke Hinwendung zu den Ballspielen, als auch die geänderten politischen Gegebenheiten, führten mehr und mehr zum Rückgang des Turnbetriebes.
Der „Reichsbund für Leibesübungen“ war die staatliche Organisation, in der Turnen und Sport abzuwickeln waren. Die Schüler und Zöglinge waren größtenteils in die Hitler-Jugend überführt worden. Turnen und Sport wurde mehr und mehr von der Wehrertüchtigung bestimmt. Dies steigerte sich bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges schließlich so, dass der Turnbetrieb, wie im 1. Weltkrieg, erneut völlig zum Erliegen kam. Mit der Fußball- und der Handballmannschaft nahm der Verein bis 1939 an den Verbandsrundenspielen teil.
Aufbau und Aufschwung als „Turn- und Sportverein 1890“
Um das Erbe des TV Schönenberg mit den stark aufstrebenden Fußballern zu vereinen und in Kameradschaft jede Art von Sport zu treiben, wurde der Name des Vereins im Jahre 1950 in „Turn- und Sportverein 1890 Schönenberg“ umbenannt. Die Eintragung in das Vereinsregister konnte jedoch erst nach Ausarbeitung einer neuen Satzung im Jahre 1958 vorgenommen werden.
Der TuS startete mit 185 Mitgliedern, davon waren 31 Aktive und 17 Jugendliche.
Zehn Jahre nach der Namensgebung, im Jahre 1960, traten die Tischtennisspieler an die Seite der Turner und Fußballer. Gemeinsam prägten diese drei Abteilungen lange Zeit das Vereinsgeschehen.
Das TuS-Sportheim
Hauptanliegen für die Männer des TuS um den damaligen Vorsitzenden Bernhard Wemmert war der Bau der Turnhalle. Zum einen sollte dadurch den Turnern wieder zu einem geregelten Turnbetrieb verholfen werden, zum anderen hätten die Fußballspieler und nachfolgend auch die Handballspieler endlich einmal Umkleidemöglichkeiten direkt am Sportplatz und dadurch den Weg vom bisherigen Vereinslokal Löhfelm gespart. 1954 wurde mit dem Bau der ersten Turnhalle begonnen, sie wies eine Größe von 12 x 6 Meter auf.
Doch kaum vollendet, erwies sie sich schon wieder als zu klein und wurde bereits 1958 auf die Größe von 18 x 12 Meter erweitert, nachdem seitens der Gemeinden Schönenberg und Sand Zuschüsse für diese Baumaßnahme gewährt wurden. Als Gegenleistung war mit den beiden Gemeinden 1956 vertraglich vereinbart worden, dass die Volksschulen die Halle für den Turnunterricht nutzen konnten.
Wiederum zwei Jahre später, 1960, wurden dann Umkleidekabinen und ein Wirtschaftsraum angebaut, die anlässlich der Feier zum 70-jährigen Vereinsjubiläum eingeweiht werden konnten. Laut Vereinsbeschluss wurde die Halle fortan auch den anderen Ortsvereinen für Veranstaltungen und Ausstellungen zur Verfügung gestellt.
20 Jahre lang, bis zum Jahre 1980, leistete das TuS-Heim in dieser Form hervorragende Dienste und verhalf dem TuS immer wieder zu nicht unerheblicher finanzieller Rückenstärkung.
Offenbar durch die im Jahre 1979 erforderlich gewordene generelle Renovierung des gesamten Turnhallengebäudes motiviert, wurde unter dem Vorsitzenden Friedrich Brandenberger der Entschluss gefasst, einen völlig neuen Trakt an das Gebäude anzubauen. Neben neuen Umkleidekabinen und Sanitäranlagen enthält dieser einen zweiten, kleineren Saal für die Tischtennis-Abteilung, die zum damaligen Zeitpunkt ein neues Domizil gesucht hatte. Ferner wurde eine Bühne integriert, um der seit 1979 vereinsinternen Karnevalssitzung Rechnung zu tragen. Bereits 1982 konnte diese Baumaßnahme unter dem Vorsitzenden Ludwig Löhfelm mit einem Gesamt-Baukostenvolumen von ca. 550.000 DM abgeschlossen werden.
Rechtzeitig zum 100-jährigen Vereinsjubiläum konnten im Frühjahr 1990 auch die für den Toilettenbetrieb erforderlichen Toilettenanlagen neu geschaffen werden. Mit dem gleichzeitigen Anbau eines Verkaufsraumes und einer Unterstellmöglichkeit konnte dabei auch ein lang gehegter Wunsch realisiert werden.
Das TuS-Spielfeld „Auf der Heide“
Obwohl der im Jahr 1930 errichtete Fußballplatz sehr gute Dienste leistete, wurde Ende der 1950er-Jahre der Wunsch nach einem zweiten, einem Rasenplatz, wach.
Da der Verein jedoch finanziell nicht zu einer Realisierung in der Lage war, trat man 1958 mit der Bitte an den Südwestdeutschen Fußballverband heran, das Gelände für den neu zu schaffenden Sportplatz aufzukaufen. Dieser willigte ein und bereits ein Jahr später erfolgte der Ankauf des entsprechenden Ackerlandes. Unter dem Vorsitz von August Rieger II wurde 1962 mit den Erdarbeiten begonnen. Platz und Aschenbahn wurden so weit fertiggestellt, dass das Gautrunfest des Glan-Lautertal-Gaues in der Zeit vom 30.06. bis 02.07.1962 ausgetragen werden konnte. Nach Fertigstellung des Platzes 1964 wurde dieser eingesät und im nachfolgenden Jahr konnte das Spielfeld „Auf der Heide“ in Verbindung mit der 75-jährigen Jubiläumsfeier des Vereins mit der Fußballbegegnung 1. FC Kaiserslautern gegen eine Auswahl offiziell eingeweiht werden.
Im Laufe der Jahre wurde der Platz mehrfach renoviert, sodass er bis heute zu einem der schönsten Rasenplätze im Kreis Kusel zählt.
Quelle: Vereinschronik anlässlich des 100-jährigen Vereinsjubiläums im Jahre 1990